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Seit mehr als 12 Jahren ist das Atoll Tikehau ein fester Bestandteil in meinem Leben. Vier Jahre mußte ich warten, bis ich wieder einen längeren Aufenthalt auf diesem Traumatoll realisieren konnte. Natürlich hat es sich in dieser Zeit verändert! Handys - in Französisch-Polynesien “Vini” genannt - sind allgegenwärtig. Es gibt mittlerweile dreimal so viele Autos (ca. 50) bei einem Straßennetz von ca. 10.5 km. Letztes Jahr hat es sogar einen tödlichen Verkehrsunfall gegeben; die Leute fahren zum größten Teil ohne Fahrerlaubnis. Das Luxushotel “Pearl Beach”. Es bietet von der Putzhilfe bis zur Buchhalterin immerhin 41 Bewohnern Tikehaus einen Arbeitsplatz (Stand 2005). Auf das Leben der Bewohner hat sich dies Gott sei Dank kaum ausgewirkt. Lediglich ein Pendelverkehr per Boot zwischen dem Hafen und dem Hotel, das sich etwa 2,5 km entfernt befindet, ist im Inselalltag zu bemerken. Das Restaurant in diesem Hotel steht übrigens jedem zur Verfügung. Der Transfer dorthin ist gratis; die Essenspreise sind allerdings gesalzen. Die Preise für Unterkunft in den Familienpensionen sind nach wie vor die niedrigsten in ganz Französisch-Polynesien. Ich habe für meinen Aufenthalt auf Panau Lagon (Vollpension, Februar-März 2005) inklusive Exkursionen und einer Piroge für kleine Exkursionen in der Lagune pro Tag 5000 CFP (= ca. 42 EUR) bezahlt. Ich habe allerdings wie immer darauf bestanden, genauso verpflegt zu werden wie die Einheimischen - also kein Corned Beef oder ähnliches. Getrunken habe ich oft Regenwasser, das ich manchmal mit Zitronen aufgefrischt habe. Wer mehr möchte, kann sich dies im Dorf bei den mittlerweile zwei Geschäften besorgen. Nach wie vor ist man aber bei vielen Dingen auf seinen eigenen Entdeckerdrang angewiesen. Ich habe z. B. erst in diesem Jahr erfahren, dass direkt am Hafenkai bei Neumond mehrere Mantas bis ca. 4 m Spannweite die ganze Nacht ihre Kreise ziehen. Den Einheimischen sind diese phantastischen Tiere ein ständiges Ärgernis, weil sie beim Angeln nach einer bestimmten Fischart (“Chinchard”) nur stören. Aber welch ein einmaliges Erlebnis sind diese Riesenrochen für einen Besucher auf einem Atoll! Die Monate November - April sind übrigens nur extrem tropenfesten Reisenden zu empfehlen. Die gegenüber dem Rest des Jahres erhöhte Temperatur von ca. 2-3° C ist nicht das Problem. Es ist die durch heftige Regenfälle hervorgerufene Luftfeuchtigkeit. Nachts kleben Ihnen die Laken oft förmlich am Leib! Und die Sonne brennt direkt von oben - kein Schatten! Und da es kaum Touristen gibt, werden weniger Exkursionen angeboten. Unter und über Wasser ist es allerdings interessanter. Ein Manta schwamm einmal fast bis zum Strand - zum Erschrecken eines in der Lagune badenden Touristen. Das Wasser ist auf Grund des starken Planktongehaltes nicht sehr klar - Sichtweiten von mehr als 20 m sind die Ausnahme. Viele Babyfische sind zu sehen.An Land grünt und blüht alles! Selbst die Gräser sind aufgrund der häufigen Schauer saftig grün. Kein Vergleich zu den Monaten Juli und August, wo lang anhaltende Dürreperioden sogar Wasserprobleme zur Folge haben können. Unübersehbar ist in dieser Zeit allerdings die Angst der Bewohner vor Zyklonen, die zwar nicht unbedingt lebensgefährlich sind, die die Häuser aber innerhalb weniger Minuten zerstören können. Für Segler und Motorbootfahrer ist die Situation auch viel besser geworden. Man kann bei der Polizei einklarieren. Die Betonnung vom Pass bis zum Hafen entspricht internationalem Standard. Selbst die Untiefen sind korrekt markiert. Das gleiche gilt übrigens für das Nachbaratoll Mataiva, dessen höchstens 10m breiter und 1,50m tiefer Pass aber für Segler extrem schwierig zu passieren ist, da hier Seegang und Strömung für richtig kochende See sorgen. Eine recht dramatische Veränderung hat sich in der Lagune abgespielt. Es gibt keine Perlenfarmen mehr. Arai meinte, dies läge am recht schwebstoffhaltigen Wasser. Außerdem halten wohl viele die harte und jahrelange Arbeit bis zur ersten Ernte nicht durch. Auch die Fischereierträge sind stark rückläufig. Man spricht schon offen von Überfischung. Auch mir ist beim Schnorcheln am Pass aufgefallen, dass die riesigen Schwärme von Zackenbarschen, die mich in den 90er Jahren tief beeindruckten, verschwunden sind. Von Armut ist aber bei den Bewohnern nichts zu spüren. Dank subventionierter Koprapreise ist es jedem möglich, ein recht ansehnliches Einkommen zu erzielen. Auf die Einnahmen werden nämlich keinerlei Steuern oder Abgaben erhoben. Jedenfalls haben die Bewohner Tikehaus mittlerweile ein Bewußtsein für die Anfälligkeit ihrer Heimat. Konkretes Handeln hat sich aber noch nicht durchgesetzt. Überrascht war ich allerdings, als ich in 2005 Ansätze von Mülltrennung beobachten konnte. Und der deutsche Export macht sich auf Tikehau in Form von Mülltonnen der Firma Sulo bemerkbar! Auch die moderne Arbeitsmarktpolitik hat Tikehau erreicht. Es gibt jetzt am Ortseingang ein winziges Sägewerk - übrigens mit Sicherheitshinweisen in vier Sprachen (auch in Deutsch). Dort arbeiten etwa 6 Leute und zersägen Kokosstämme zu Brettern, Balken usw. für den privaten Hausbau. Der Lohn kommt von der Regierung in Papeete bzw. aus Frankreich. Die staatliche Gesundheitspolitik kann man nur als vorbildlich bezeichnen. Im Falle eines Falles werden Kranke per Flugzeug auch von den entferntesten Winkeln in moderne Krankenhäuser nach Papeete geflogen. Auch Schwangere können ihre Vorsorgeuntersuchungen in Papeete vornehmen lassen. Die Flüge dorthin werden auch vom Staat übernommen. Dass auf den Tuamotus auch so manches kaputt modernisiert wird, kann man am Beispiel Fakarava sehen. Dort hat man in den letzten Jahren eine Betonpiste um das ganze Atoll gebaut! Dies scheint den Fischen jedoch nicht gut bekommen zu sein. Ich habe 2005 von zwei Besuchern unabhängig erfahren, dass dort die Fischvergiftung Ciguatera derart dramatisch zugenommen hat, dass die Einheimischen auf den Verzehr der eigenen Fische verzichten und diese von Rangiroa oder Tikehau kaufen müssen. Und früher war Fakarava ein wichtiger Fischexporteur für Tahiti! Gespannt darf man sein, welche ökologischen Auswirkungen der Weinanbau (Das ist kein Scherz!!) auf dem Nachbaratoll Rangiroa haben wird. Unter der Regie eines französischen Winzers wird dort seit zwei Jahren Wein angebaut. Die Flaschen werden als “Vin de Tahiti” zu recht hohen Preisen auf Tahiti und auch schon in Frankreich verkauft. Die Qualität wird von den mir befragten Franzosen als nicht preisgerecht eingestuft: süß,... In diesem Jahr (2005) will man 150.000 Flaschen produzieren. Es gibt übrigens zwei Weinernten pro Jahr. Eine Website existiert auch schon: www.vindetahiti.pf Papeete wird auch immer moderner! So ist man jetzt dabei, das einmalige Transportsystem der Trucks abzuschaffen und durch ein kommunales Busunternehmen zu ersetzen. Schönes Tahiti! Jetzt machst du auch noch deine letzten Attraktionen kaputt. Zur Verbesserung der Infrastruktur hat die Regierung jedes Atoll der Tuamotus mit einem oder mehreren Trucks “beglückt”. Diese stehen dort in irgendwelchen Gärten und vergammeln. Man braucht sie nämlich überhaupt nicht! |